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Konzept

Das Mathematikzentrum, kurz MathZe, macht sich Folgendes zur Aufgabe:

  • Den Mathematikunterricht (zunächst) an Grundschulen nachhaltig im Sinne des Lehrplans und der Bildungsstandards durch Schulung von Lehrpersonen, die mit ihren Klassen das MathZe besuchen, positiv beeinflussen.
  • Die Lehrpersonen mit den Kindern ihrer Klassen Mathematik als etwas Spannendes, was mit einer engen Verknüpfung zur Lebenswelt einhergeht, erfahren und erleben zu lassen.
  • Den Lehrpersonen zeigen, dass ‚ihre‘ Kinder Spaß an Mathematik haben können, sowohl leistungsschwache als auch -starke Schülerinnen und Schüler erfolgreich komplexe mathematische Zusammenhänge ergründen können.
  • Als Anlaufstätte für Lehrpersonen dienen, d.h. ein niederschwelliges Angebot für unterrichtspraktische Fragen bieten. Fortbildungen könnten auch themenbezogen (Stichwort „Gute Aufgaben“) und/oder beispielsweise zum Thema ‚Methodenvielfalt im Mathematikunterricht’ angeboten werden.
  • Schülerinnen und Schülern Mathematik als etwas Spannendes, für jeden zu Begreifendes, sie Umgebendes entdecken lassen.
  • Schülerinnen und Schülern ausgewählte Themen des Lehrplans nahe bringen.
  • ‚Blinde Flecke‘ des Lehrplans aufgreifen, d.h. Bereiche die der Lehrplan zwar vorgibt, die von Lehrpersonen aber häufiger umgangen oder sehr reduziert werden (z.B. Stochastik, Kopfgeometrie, Maßstäbe, mathematische Zusammenhänge in der alltäglichen Umwelt, …).
  • Bezüge zu anderen naturwissenschaftlichen Bereichen herstellen.

Mathematik wird auch heute in Schule noch häufig als theoretischer, vorrangig arithmetischer Bereich gesehen und unterrichtet. Zu wenig wird Mathematik bisher als eine uns umgebende, unseren Alltag beeinflussende Wissenschaft verstanden und den Schülerinnen und Schülern nahe gebracht.

Schon die von der KMK aufgestellten Bildungsstandards von 20041 verdeutlichen, dass neben der Auswahl der Unterrichtsinhalte maßgeblich entscheidend ist, wie sie unterrichtet werden. Positive Einstellungen und Grundhaltungen sollen gefördert und angeregt werden.
Der Lehrplan2 für die Primarstufe von 2008 konkretisiert dies unter anderem auch durch die prozessbezogenen Kompetenzen.

Es soll „Freude an der Mathematik und […] Entdeckerhaltung“3 aufgebaut werden. Dies ist aber nur dann möglich, wenn die Lehrpersonen ihrerseits Mathematik als Wissenschaft verstehen, die uns betrifft, im Alltag überall zu finden ist, mehr als die vier Grundrechenarten bedeutet und Denkstrukturen fördert, die in vielen Lebensbereichen hilfreich sind.4

Speziell für sogenannte fachfremde Kolleg*innen, die es zukünftig auf Grund der veränderten Lehrerausbildung wieder häufiger geben wird, ist es mitunter schwierig, manche Themenbereiche, die im Lehrplan gefordert sind, so aufzubereiten, dass Kinder die Chance zu gewinnbringenden Erkenntnissen haben. Es mangelt hier z.T. an Ideen, methodischen Varianzen und alltagstauglichem Material. Auch studierte Fachkräfte fällt mitunter ein mathematisches Verständnis und positiven Grundeinstellungen komplexerer Inhalte schwer.6 Studien zufolge ist ein positiver Zugang zur Mathematik mit abhängig davon, wie die Lehrperson dem Fach gegenüber steht. Insbesondere Mädchen wird im naturwissenschaftlichen Bereich weniger zugetraut als Jungen.7 Die Ergebnisse beispielsweise der Hattie-Studie zeigen u.a., wie entscheidend die positive Aktivierung von Lehrkräften auf gelingenden Unterricht ist.8

Einige sowohl inhalts- als auch prozessbezogene Kompetenzen gelten darüber hinaus bisweilen als ‚blinde Flecken‘ des Lehrplans. Um allen am Mathematikunterricht Beteiligten eine zusätzliche Chance zu einem positiven Umgang mit mathematischen Inhalten zu ermöglichen, verknüpft das Konzept des MathZe die Aspekte Auswahl von Unterrichtsthemen und –material, Zugang zu bisher weniger beachteten Inhalten, handelnder Umgang mit alltäglicher Mathematik und Lehrerweiterbildung. Durch die Vor- und Nachbereitung des MathZe-Besuches durch die Lehrperson im eigenen Unterricht und die wiederkehrenden Besuche kann der Mathematikunterricht weitergehend bzw. nachhaltig verändert werden. So kann verhindert werden, dass, wie leider so oft, Fortbildungen oder Projekte mit Kindern häufig wenig nachhaltige Auswirkungen auf Unterricht haben.9 Das MathZe hat den Schwerpunkt, die Vorteile eines außerschulischen Lernortes eng mit dem alltäglichen Unterricht zu verknüpfen.10

Nachdem sich eine Schule für ein Thema entschieden hat, findet für die Mathematiklehrer*innen der Klassen 3 und 4 eine dreistündige Fortbildung im MathZe statt.11 Dort werden fachbezogene und fachdidaktische Aspekte des ausgewählten Themas anhand von Beispielaufgaben erarbeitet. Die Lehrpersonen erhalten zudem das Material (inklusive ausgearbeiteter Unterrichtsentwürfe) sowie einige Anregungen zur Vor- und Nachbereitung des MathZe-Besuches mit ihren Klassen. Dieser von den Lehrkräften in den Schulen durchgeführte Unterricht umfasst je nach Thema drei bis vier Einheiten der Vor- und Nachbereitung. Durch Anregungen und Ergebnisse der Kinder ergeben sich eventuell Neuerungen, die im Unterricht aufgegriffen werden sollten.

Wenn möglich, werden immer zwei Schulen gemeinsam an einer Veranstaltung teilnehmen, so dass ein Austausch unter verschiedenen Kollegien ermöglicht wird.

Bei ihrem Besuch im MathZe finden die Kinder einen thematisch gestalteten Raum vor, in dem sie einen Vormittag lang (9.00 - 13.00 Uhr) das ausgewählte Mathematikthema in Unterrichtsform entdecken und erleben können. Die vorangegangene Vorbereitung in den Klassen gewährleistet eine Verknüpfung mit dem Unterrichtsalltag, so dass der Besuch nicht nur einen ‚schönen Einzeltag‘ ohne Nachhaltigkeit darstellt.

Sämtliche Angebote sind so aufgebaut, dass die thematisch gebundene Vorarbeit in der Klasse als notwendiges Vorwissen ausreicht. Es ist uns wichtig, dass sich alle Kinder bei der Auseinandersetzung mit den Aufgaben kompetent erleben können. Daher soll es im MathZe zunächst nicht darum gehen, inwieweit ein Kind Rechenfertigkeiten beherrscht. Vielmehr soll den Kindern ermöglicht werden, die Alltagsrelevanz der Mathematik zu entdecken und für Mathematik motiviert zu werden.

Ein bis zwei Wochen nach dem Klassenbesuch kommt eine Mitarbeiterin des MathZe auf Wunsch in die Schule, um dort nach Absprache mit dem/der Mathematiklehrer*in eine das Thema fortsetzende Mathematikstunde durchzuführen. Auf diese Weise ist es möglich, die gesamte Unterrichtsreihe zwischen Schule und Mathematikzentrum abzurunden und ggf. zu vervollständigen. Auch hätten Lehrpersonen und Kinder so nochmals die Möglichkeit, aufgekommene Fragen zu stellen oder zu vertiefen.

Unabhängig davon ist ein weiterer Besuch der Klassen im MathZe nach einigen Monaten ausdrücklich erwünscht. Dabei kann das gleiche Thema auf einem höheren Niveau im Mittelpunkt stehen oder ein neues Thema erarbeitet werden.


  1. Vgl. S.6, Bildungsstandards im Fach Mathematik für den Primarbereich, Herausgegeben vom Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland. Luchterhand, München, Neuwied 2005
  2. Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschule in Nordrhein-Westfalen, Hrsg. MSW, Frechen 2008
  3. siehe S.6, Bildungsstandards im Fach Mathematik für den Primarbereich
  4. Vgl. Geo “Die guten Lehrer, es gibt sie doch!“, S. 24 ff, GEO 2/2011
  5. Vgl. ‚Lehrerinnen übertragen Angst vorm Rechnen auf Mädchen“, Spiegel online, 25.1.2010
  6. Vgl. Mädchen und Naturwissenschaften, Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW, www.Chancen-nrw.de
  7. Vgl. ‚Was wirklich wirkt‘ , Zeitschrift Schulmanagement 2/2012
  8. Vgl. Prof. Dr. Diethelm Wahl, Skript zur Veranstaltung „Fortbildungen erfolgreich gestalten“,
  9. Vgl. Somrei, E., Unterricht nicht nur in der Grundschule - Zum Stellenwert und den Möglichkeiten außerschulischer Lernorte, in Gesing, H., Pädagogik und Didaktik der Grundschule, Neuwied 1997
  10. Im Sinne der Unterrichtsentwicklung ist die Teilnahme aller Mathematiklehrkäfte der Schule wünschenswert.